Ein Bericht von Wolfgang Krauß, Mennonitengemeinde
Schluss- und Höhepunkt der ökumenischen Friedensdekade ist in Bammental der Buß- und Bettagsgottesdienst. Sollen wir die im Juli 2010 in Stuttgart beschlossene Vergebungsbitte des Lutherischen Weltbundes an die Mennonitische Weltkonferenz wegen der Verfolgung der Täufer im 16. Jahrhundert zum Thema des Bußtagsgottesdienstes machen? Feiern wir die lutherisch-mennonitische Versöhnung in diesem traditionell protestantischen Gottesdienst? So überlegte ich mit Pfarrer Klaus Zimmermann. Können wir dabei genug historische Information unterbringen? Viele evangelische Gemeindeglieder wissen wenig oder nichts über die Verfolgung der Täufer. Wie würde Kritik an Luther und Melanchthon von ihnen aufgenommen werden? Warum sollte die aus Lutheranern und Reformierten unierte badische Landeskirche, lutherische Sünden bekennen? Doch wir wagten es. Hatte doch auch die reformierte Kirche in Zürich die Verfolgung der Täufer als Sünde bekannt.
Der Gottesdienst am 17.11.2010 war gut besucht. Wir gestalteten ihn dialogisch. Pfarrer Zimmermann berichtete, wie das Augsburger Bekenntnis von 1530 die Täufer wegen ihrer Ablehnung der Säuglingstaufe und ihrer gewaltfreien Haltung verdammte und wie Luther und Melanchthon die Todesstrafe befürwortet hatten. Er erwähnte auch den Stuttgarter Reformator Johannes Brenz, der gegen die Todesstrafe war. – Ich erzählte, wie die Täufer auch aus unserer Gegend fliehen mussten, manche gefangen und hingerichtet wurden. Aus Nußloch und Leimen gibt es Verhörprotokolle.
Pfarrer Zimmermann bekannte die lutherische Schuld an der Täuferverfolgung. Ich bekannte mennonitisches Versagen im Verlust des friedenskirchen Erbes bis hin zur Aufgabe der Kriegsdienstverweigerung im 19. und 20. Jahrhundert.
Wir sangen ein Lied von Grünwald Georg, der 1530 als Wiedertäufer verbrannt wurde. Sein Lied steht im selben Evangelischen Gesangbuch (Nr. 363), das auch die Das Augsburger Beknntnis mit seinen Verdammungen enthält.
Gegenseitig sprachen wir uns Vergebung zu und umarmten einander. Als in Christus Versöhnte feierten wir das Mahl unseres Herrn: ich teilte das Brot aus, Pfarrer Zimmermann reichte den Wein. Eine evangelische Frau sagte, als ich ihr das Brot reichte: „Ich freue mich so!“